Thilo Schneider

Thilo Schneider
The Dark Side Of The Mittelschicht – Thilo Schneider

The Dark Side Of The Mittelschicht | Thilo Schneider | Artikelnummer: 978-3-9819755-8-1-E

E-Book-Ausgabe

ISBN 978-3-9819755-8-1
Achgut Edition

12,00 €

Auch als Printausgabe erhältlich

hier

Bitte beachten: seit November 2023 unterstützt Amazon das Format Mobipocket für Kindle Endgeräte nicht mehr. Stattdessen können Sie das Epub-Format verwenden. In Ihrer Bibliothek befindliche E-Books im Mobipocket-Format sind weiterhin nutzbar.

Das Leben ist kein Ponyschlecken,

und die Gestalten, die es bevölkern, drängen sich geradezu auf, von einem alten weißen Mann stellvertretend für seine Alters- und Standesgenossen und ohne Rücksicht auf Verluste vorgeführt zu werden. Die Mittelschicht wird gepiesackt? Nun, dann piesackt sie zurück – von der geharnischten Abrechnung eines Verstorbenen mit seinen Hinterbliebenen bis zum Duell mit der Fleischereifachverkäuferin um exakte 113 Gramm Aufschnitt.

Aus dem Buch: "Nur mal kurz zwischendurch…“

Da sitzt man da, ahnt nichts Böses, beschäftigt sich mit Din­gen, die einem den Lebensunterhalt sichern oder für Kon­tem­plation sorgen, vielleicht guckt man auch einfach irgend­eine Serie. Warum? Weil man es kann. Und dann schaut die Dame des Herzens um die Ecke und sagt: „Könntest du bitte mal kurz den Müll hinausbringen?“

Ja, könnte ich. Wenn ich wollte. „Müll hinausbringen“ geht fix. Mülltüte aus dem Mülleimer nehmen, zügig Küche, Wohnzimmer und Flur durchqueren, Türe auf, in den Hof, zur Mülltonne, Mülltonne aufmachen, Müll hinein schmeißen, Mülltonne zumachen, vom Hof wieder in den Flur („Mach doch die Türe zu, die Katze rennt sonst raus!“, brüllt der Älteste), Türe schließen, schnellen Schrittes zurück ins Wohnzimmer und auf die Couch. Müll draußen, Frau glück­lich, weiter Fernsehen gucken. Soviel zur Theorie.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Frage „Könntest du mal kurz“ ein veritabler Haken ist, an dem sich die Freizeit des Angesprochenen sehr fix und hinterfotzig aufknüpfen lässt.Denn trüge ich nun den Müll hinaus, dann wäre dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nichts Besseres vorhätte, nichts Besseres zu tun hätte, also quasi „Freizeit“ hätte und Freizeit ist böse.

Kaum säße ich nämlich wieder im Sessel, käme der nächs­te Kopf um die Ecke, um mir einen ganz kurzen Auftrag zu verpassen. Beispielsweise könnte ich „mal kurz“ die Matheaufgaben meines Ältesten kontrollieren, der sich im Moment mit Exponentialrechnungen beschäftigt und von denen ich ungefähr so viel Ahnung wie von Atomphysik habe, in die ich mich also erst einmal wieder hineinlesen müss­te, anschließend dürfte ich „mal kurz“ das Wohnzimmer saugen und dann „mal kurz“ bei der Mittleren die Englischvokabeln abfragen, allerdings spreche ich Englisch fast so gut wie Deutsch und ich weiß, dass mir neben der Galle auch meine sämtlichen anderen Innereien hochkämen, hörte ich die Mittlere ihr Schulenglisch radebrechen und stottern.

Hätte ich nun den Müll herausgetragen, die Exponentialrechnung quasi neu erfunden, das Wohnzimmer gesaugt, die Mittlere Englisch abgehört, dann wären mal eben zwei Stunden weg. Zwei Stunden Lebenszeit, in denen ich genau­so gut ein Mittel gegen Krebs in alkoholischer Form hätte er­finden oder eine Weltreligion hätte gründen können. Mein Genie quasi vergeudet hätte.Und dann wäre ja noch nicht Schluss. Es gibt so viele Dinge, die ich „ganz kurz“ mal erledigen könnte. Den Hof fegen. Oder die Glühbirne in der Gästetoilette austauschen. Oder den Keller aufräumen. Oderoderoderoderoder.

Aus dem Vorwort

Wir meinen es gut, wir alten weißen Männer, wir hoffen das Beste und erwarten das Schlechteste. Wir wurden so oft „verarscht“ (Entschuldigung, aber es gibt kein anderes passendes Wort), beschwindelt, getäuscht und enttäuscht, weil wir zu vertrauensselig waren und an das Gute im Menschen geglaubt haben. Und – das ist der eigentliche Knackpunkt – dies noch immer tun. Denn wir haben auch die Netten, die Inspirierenden, die Freunde, die Helfer, die Verzeihenden und Treuen kennengelernt. Denen sind wir auch begegnet. Denen, die selbst gelitten haben und leiden und trotzdem ihr Schicksal mit Mut, Tapferkeit, Courage und sogar Lebens­freude meistern.

Dieses Buch handelt von all diesen Menschen und der Kommunikation mit ihnen. Von den skurrilen Situationen und den verblüffenden Begebenheiten. Manche dieser Geschichten habe ich exakt so erlebt, andere habe ich ausgeschmückt, ein paar wenige habe ich frei erfunden. Weil sie auch so sein könnten, wie es da steht. Irgendjemand hat ein­mal gesagt: „Die schlagfertigsten Antworten fallen einem immer erst 24 Stunden später ein“. Das stimmt. Es stimmt auch, dass sie mir manchmal sofort einfallen, ich aber verwundert schweige, weil ich eine Situation nicht eskalieren lassen will oder weil ich höflich oder schlichtweg zu faul bin. So eine halbwahre Geschichte ist zum Beispiel „Erwischt“. Was soll ich als Bürger auf die Frage „Warum parken Sie hier“ denn antworten? Wenn es doch offensichtlich ist, dass ich einfach nur zu faul war, mir einen ordnungsgemäßen Parkplatz zu suchen? Ich habe mich im Text für die Variante ent­schieden, die ich hätte nehmen müssen, wenn ich einen Ver­kehrshüter zur Explosion hätte bringen wollen, der Rest der Geschichte ergab sich dann von selbst.

Der Autor Thilo Schneider

Thilo Schneider, Jahrgang 1966, ist selbstständig („Start-up seit 30 Jahren“) und nebenberuflich als freier Autor und „Sit-Down-Comedian“ tätig. Die Geschichten, die das Leben – fast so – schreibt, verarbeitet der an seinem Zungenschlag untrüglich als Hesse erkennbare Hobbyliterat zu Alltagssatiren und räumt damit regelmäßig bei Poetry-Slams ab. Er lebt, liebt und leidet in Aschaffenburg.

Klappentext

Ich drehe mich wieder zum Automaten und schließe die Augen. Meine linke Hand wandert auf die Tastatur. Ich blende alle Geräusche aus und höre auf die Stimme des Universums. Um mich herum wird es ganz ruhig. So unendlich ruhig. Ich tauche in die Sterne, in die Galaxien, Raum und Zeit haben keine Bedeutung mehr. Dann durchflutet es mich wie pure Energie. Die Finger meiner linken Hand beginnen sich wie von selbst zu bewegen. Zeigefinger. Druck. Mittelfinger. Druck. Mittelfinger. Druck. Ringfinger. Druck. Ich öffne die Augen. „Falsche PIN-Eingabe. Ihre Karte wird aus Sicherheitsgründen einbehalten“, erklärt mir der Automat, die alte Drecksau. Ich trete enttäuscht, zornig und verwirrt einen Schritt zurück. Ich bin bis in mein tiefstes Mark erschüttert und gedemütigt. Ich bin alt. Ich weiß meine PIN-Nummer nicht mehr.

Kurzübersicht

  • ISBN: 978-3-9819755-8-1
  • Satire
  • E-Book (epub)
  • Auch als Printausgabe erhältlich
  • Erscheinungsdatum: 1. Aufl. / 16.11.2020
  • 224 Seiten

E-Book-Ausgabe

ISBN 978-3-9819755-8-1
Achgut Edition

12,00 €

Auch als Printausgabe erhältlich

hier