Neugier.de 1.10 – Made in India
Aus dem Buch
Neugier.de heißt eine neue Zeitung, hinter der kein großer Verlag steht, sondern ein Team von Autoren. „Wir haben diese Zeitung gegründet, weil uns die Gleichförmigkeit des Denkens in Deutschland auf die Nerven geht. Insbesondere die Vorstellung, dass die Zukunft besser sein könnte als die Gegenwart, kommt fast nicht mehr vor“ sagen die Autoren (darunter bekannte Namen wie Henryk Broder, Dirk Maxeiner und Vera Lengsfeld). Und dies sei der Grund, warum die Redaktion für die erste Ausgabe nach Indien gegangen sei. Die Redaktion stieg in einen Billigflieger, zog in eine Wohnung in der Stadt Pune und produzierte dort zusammen mit indischen Mitarbeitern die komplette erste Ausgabe. „Die Menschen dort werden von der Zuversicht angetrieben, ihr Leben zu verbessern. Sie sind optimistisch und dem Fortschritt zugewandt. Wir waren neugierig auf diese Weltsicht. Und wir haben den Perspektivwechsel für den Blick auf Deutschland genutzt.“ Das Ergebnis ist nicht nur unterhaltsam sondern auch spannend, weil mit so manchem deutsch-indischen Mythos aufgeräumt wird. Die nächste Ausgabe von Neugier.de wird in Reykjavik auf Island entstehen.
Neugier.de – Made in India wurde mit dem red dot Design Award "best of the best 2011" ausgezeichnet
Aus dem Vorwort
Deutschlands Zeitungs-Verlage sind tief verunsichert. Gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange schauen sie auf das Internet und sinkende Auflagen. Ihre Antwort heißt aber nicht etwa Innovation, sondern Abwicklung. Redaktionen werden zusammengelegt und kaputtgespart. Als Grund für die Krise der gedruckten Medien werden die digitale Revolution und veränderte Lesegewohnheiten angeführt. Da ist sicherlich etwas dran. Und dennoch wollen wir fragen: Könnte es nicht auch an den Inhalten liegen? An der Gleichförmigkeit der Gedanken und der Präsentation? An einer inhaltlichen Inzucht, die vollkommen selbstreferenziell funktioniert? Die Herausgeber und viele Autoren von Neugier.de haben sich zuvor zu dem Internet-Blog „Die Achse des Guten“ zusammengefunden (www.achgut.com). Die Berliner Zeitung nennt die Achse des Guten „Deutschlands einflussreichsten Autoren-Blog“ und der Tagesspiegel beschreibt sie als „einen Zusammenschluss von Publizisten, die allesamt mit Verve den Mainstream herausfordern. Eine Vereinigung von Freunden des unkonventionellen Denkens.“ Wir glauben, dass auch bei Menschen, die ein gedrucktes Medium bevorzugen, eine große Sehnsucht nach einer erfrischenden Sicht auf unsere Welt besteht. Deshalb haben wir Neugier.de entwickelt. Von den Verlagen, die wir dafür gewinnen wollten, wurde unser Optimismus allerdings nicht geteilt. Deshalb haben wir beschlossen, die Verwirklichung ohne großen Bruder in die Hand zu nehmen. Die Redaktion stieg mit ihrem Konzept (und ohne Business-Plan) in einen Billigflieger nach Indien und machte sich in einer Miet-Wohnung in der Stadt Pune zwei Stunden entfernt von Mumbai an die Arbeit. Mit dem vorliegenden Blatt kamen wir zurück. Es enthält – ganz nach journalistischer Tradition – neue Geschichten, die wirklich vor Ort recherchiert und nicht vom Schreibtisch aus gegoogelt wurden. Und das für einen Betrag, der in einem Großverlag nicht einmal für den Dienstwagen des Chefs reicht. Das Prinzip, jede Neugier.de an einem anderen Ort der Welt zu produzieren, ist ein fester Bestandteil unserer Herangehensweise. Die nächste Ausgabe wird in Reykjavik auf Island entstehen.
Die Autoren
Das größte Problem im Vorfeld der Entstehung von Neugier.de bestand darin, unseren Lebenspartnerinnen klarzumachen, dass vier Freunde einen Monat nach Indien in Klausur verschwinden. Die Unterstellungen reichten von Männerkränzchen bis Lustreise (Kamasutra!). Immerhin haben wir es auf einen Hochzeitsthron geschafft, auf den uns eine Heiratsgesellschaft zum Erinnerungsfoto bat. Von links nach rechts: Tim Maxeiner (24), Fotograf und Surfer, der vor allem ein Problem hatte: er ist viel zu groß für den Subkontinent; Dirk Maxeiner (57), Autor und Kolumnist für DIE WELT, der eine Woche brauchte, um seinen Laptop in das Tata-Netz einzuloggen; Henryk M. Broder (64), ehemaliger Spiegel-Autor jetzt Kolumnist für DIE WELT und Enfant terrible der deutschen Medienlandschaft, bewies hellseherische Fähigkeiten beim Aufspüren guter Restaurants; Fabian Nicolay (43), Designer, wurde beim Verhandeln von Rikscha-Tarifen immer nach vorn geschickt und hat diese Zeitung zusammen mit Dirk Maxeiner konzipiert und gestaltet.
Kurzübersicht
Neugier.de / 1.10, Made in India
- ISBN: 978-3-9813868-0-6
- Restposten
- Sachbuch
- Loseblattwerk, gebunden im Schuber
- Erschienen: Oktober 2010
- Verlag: stadt land fluss GmbH
- Herausgeber: Henryk Broder, Dirk Maxeiner, Fabian Nicolay
- Autoren: Mohan Agashe, Deepankar Bhattacharyya, Henryk M. Broder, et al.
- 64 Seiten mit 122 Abbildungen
- Format: 22,5 x 29 cm / Gewicht: 400 g